Im Oktober 2009 hat die ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin eine Empfehlung zur Impfung gegen die neue Influenza (H1N1; genannt „Schweinegrippe“) vorgelegt. Die STIKO empfiehlt die Impfung von Personen mit einer schwerwiegenden Grunderkrankung wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sowie neuromuskulären Erkrankungen. Mit der Nennung von neuromuskulären Krankheiten ist die Empfehlung der STIKO ebenfalls auf die ALS anzuwenden. Derzeit steht hauptsächlich der Impfstoff mit dem Handelsnamen Pandemrix® zur Verfügung, der von dem Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) hergestellt und von der EU am 29.09.2009 zugelassen wurde. Das Medikament enthält ein Adjuvans (wirkungsverstärkender Hilfsstoff).In der Öffentlichkeit bestand eine erhebliche Diskussion zum Thema der Adjuvanzien. Die gegenwärtige Datenlage liefert keinen sicheren Hinweis, dass ein Adjuvans mit einer Häufung neurologischer Komplikationen verbunden ist. Bisher wurden lediglich seltene Einzelfälle mit einem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) beschrieben, das durch fortschreitende Lähmungen gekennzeichnet ist und im ALS-Kontext ungünstig wäre. Die STIKO und das RKI sind sich über das Risiko des GBS und die Besonderheiten bei neuromuskulären Erkrankungen bewusst und kommen dennoch zu der Schlussfolgerung, die Impfung für ALS-Patienten zu empfehlen. Hintergrund dieser Abwägung ist die extreme Seltenheit der GBS-Komplikation und anderer neurologischer Auswirkungen der Impfung. Zu betonten ist, dass Impfkomplikationen eine Rarität darstellen und nicht mit üblichen Impfreaktionen in Verbindung gebracht werden dürfen (Rötung, Schwellung und Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle, Anstieg der Körpertemperatur, kurzzeitige Gelenkschmerzen etc.). Zusammenfassend ist eine grundsätzliche Empfehlung der H1N1-Impfung für ALS-Patienten gegeben. Die Impfung wird von ausgewählten Arztpraxen und arbeitsmedizinischen Diensten durchgeführt. Die Lokalisation der registrierten Arztpraxen ist über die folgende Internetverbindung möglich: www.berlin.de/impfen. Weiterhin sind bezirksweise Beratungsstellen mit einer telefonischen Kontaktmöglichkeit eingerichtet worden. Die Telefonnummern sind ebenfalls über die vorgenannte Internetseite erhältlich. Bundesweit wurde eine Beratungsstelle am Ministerium für Gesundheit mit einer Beratungszeit von Mo. bis Fr. von 8.00 bis 18.00 Uhr eingerichtet (030-346465100).