Vom 24.03 – 26.03.2006 wurde im niederländischen Naarden eine europäische Konferenz zum Thema der vorklinischen Medikamentenstudien an genetischen Mausmodellen der ALS durchgeführt. Organisator der internationalen Tagung war Prof. Albert Ludolph vom Universitätsklinikum Ulm. Zielstellung der Konferenz war die Schaffung von europäischen Standards der Planung und Durchführung von ALS-Mausstudien. Hintergrund des Treffens ist die seit 1996 übliche Praxis der Testung von Medikamenten am genetischen Mausmodell der ALS. Durch die gentechnische Übertragung des mutierten Gens der Superoxiddismutase (SOD1) kann die ALS-Erkrankung bei der Maus verursacht werden. Damit besteht die Möglichkeit, vorklinische Medikamentenuntersuchungen am Tiermodell vorzunehmen. Problematisch ist die vorzeitige Übertragung positiver Effekte im ALS-Mausmodell in die klinische Praxis bei ALS-Patienten. In den zurückliegenden Jahren haben sich positive Ergebnisse aus dem ALS-Mausmodell in sämtlichen Fällen nicht auf die klinische Praxis bei ALS-Patienten übertragen lassen. So wurden die Medikamente Kreatinphosphat, Celecoxib, Topiramat, Ceftriaxon und andere Substanzen als effektiv im ALS-Mausmodell beschrieben, jedoch die nachfolgenden klinischen Studien sind negativ verlaufen. Der Widerspruch zwischen den Ergebnissen der Tierstudien und klinischen Prüfungen zeigt, dass höhere Anforderungen an die Durchführung von ALS-Mausstudien gestellt werden müssen. Im Ergebnis der Naarden-Konferenz wurden Empfehlungen für die korrekte Durchführung von ALS-Mausstudien erarbeitet. Sie sehen eine höhere Anzahl von getesteten Tieren und die Wiederholung der Experimente durch eine andere Einrichtung vor. Die strengeren Durchführungsbestimmungen für ALS-Mausstudien sind erforderlich, da falsch-positive Ergebnisse von Tierexperimenten in der Vergangenheit zu falschen Hoffnungen sowie hohen personellen und finanziellen Aufwendungen von nachfolgenden klinischen Studien geführt haben.