In der Ausgabe vom 31.03.2005 wurde im „New England Journal of Medicine“ ein Artikel des amerikanischen Neurologen Dr. Robert Brown publiziert, der zu Missverständnissen führen kann. Es handelt sich um einen kurzen Überblicksartikel in der Rubrik „Klinische Implikationen der Grundlagenforschung“ (Clinical implication of basic ressorts), in dem ein grundlagenwissenschaftlicher Artikel eines positiven Effektes des Antibiotikums Ceftriaxon auf das ALS-Mausmodell beschreibt (siehe Kommentar in dieser Nachrichtenrubrik 2/2005). Der Artikel von Dr. Brown impliziert, dass mit dem positiven Therapieeffekt von Ceftriaxon im ALS-Mausmodell ein Durchbruch in der ALS-Behandlung bevorsteht. Dabei wird in diesem Artikel übersehen, dass mehrere positive Effekte in ALS-Tiermodellen nicht auf die Situation von ALS-Patienten übertragbar war. So wurde für die Medikamente Kreatin Phosphat und Celecoxib ein positiver Effekt im Mausmodell beschrieben, der sich beim Menschen nicht betätigte. Vor diesem Hintergrund ist die Publikation im „New England Journal of Medicine“ als eine starke Vereinfachung zu werten und eine Zurückhaltung gegenüber unangemessenen Hoffnungen zum therapeutischen Effekt von Ceftriaxon hinzuweisen. Aufgrund der gegenwärtigen Studienlage ist unverändert von einer Selbstmedikation außerhalb kontrollierter klinischer Studien abzusehen. Dr. Meyer hat seine kritische Position gegenüber der Veröffentlichung von Dr. Brown in einem Leserbrief an den Herausgeber der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ formuliert. Der Inhalt des Briefes ist im Folgenden dargestellt:
To the editor: Dr. Brown (March 31 issue) acknowledges that expression of the glutamate transporter GLT1 is muted in the astroglia of patients with ALS. We and several other groups have failed to replicate the pathological effect of GLT1, having demonstrated reduced transporter expression in a great variety of neurological disorders and normal controls.
We call for caution to the expected multi-center trial using ceftriaxone, an antibiotic that increased GLT1 expression and moderately slowed disease progression in a mouse model of ALS. Proposed treatments for ALS based on observational mouse studies have proved ineffective in recent controlled clinical trials of gabapentin, creatine and celecoxib. The discrepancy of mouse and human studies underlines the responsibility when it comes to announcing an effective treatment in the ALS mouse model. We emphasize the importance of confirmatory investigations and classification of evidence for mouse studies. The evidence-based preclinical screening of compounds in mouse models is much needed to avoid depleting the limited funding for clinical trials in ALS and demoralizing patients by conducting repeated unsuccessful trials.