In den USA wurde eine innovative Phase-1-Therapiestudie begonnen (ISIS-SOD1-RX), die für ALS-Patienten mit SOD1-Mutation von Bedeutung ist. In seltenen Fällen (5 %) wird die ALS innerhalb der Familie vererbt (Familiäre ALS; FALS). Zehn bis 15 % der FALS wiederum ist durch Mutation im SOD1-Gen verursacht. Für diese sehr ausgewählte Patientengruppe wird eine Verträglichkeits- und Machbarkeitsstudie (Phase-I) mit Testung einer gentechnischen Methode realisiert. Die Mutationen in dem SOD1-Gen führen zu der Umwandlung eines physiologischen SOD1-Eiweißes in ein toxisches SOD1-Protein. Die Idee der Antisense-Technik besteht darin, dass der Syntheseprozess des toxischen SOD1-Protein durch die Einschleusung eines „Gegen-Gens“ unterbrochen wird. Im physiologischen Prozess der Eiweißbildung wird von den Genen im menschlichen Erbgut ein Programm abgelesen (Synthese der Boten-RNS; engl. messenger-RNA). Die Boten-RNS gelangt vom Erbgut (im Zellkern) zu den „Eiweißfabriken“ (Ribosomen) im Zellkörper. Die Antisense-RNS fängt die Boten-RNS nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip auf dem Weg zu den Ribosomen ab und verhindert die Eiweißsynthese des toxischen SOD1-Protenins. Die ISIS-SOD1-RX-Studie wird von Prof. Tim Miller an der Washington University (USA) geleitet. Insgesamt werden 36 ALS-Patienten an 6 US-Zentren teilnehmen. Zu betonen ist, dass alle Patienten eine SOD1-Mutaiton aufweisen. Die Behandlung erfolgt mit einer intrathekalen Infusion (Gabe des Medikamentes in den Wirbelkanal mit Infusion in das „Nervenwasser“, Liquor cerebrospinalis, CSF). Die Behandlung erfordert einen 2-tätigen Klinikaufenthalt sowie 2 Nachuntersuchungstermine. Informationen zur Wirksamkeit der SOD1-Antisense-Technik liegen bisher nicht vor und sind durch die geplante Phase-I-Studie noch nicht zu erwarten.