Am 13.11.2013 fand ein „Zukunftsforum“ zu ambulanten Versorgungsstrukturen in Essen statt. Es handelte sich um ein „Branchentreff“ der Hilfs- und Heilmittelversorger sowie Pflegeanbieter. Ich selbst war als Referent eingeladen, um über die Struktur und den Fortschritt des AmbulanzPartner-Projektes zu berichten.
Aus ALS-Perspektive war ein Vortrag von Gernot Kiefer von besonderem Interesse, der den Vorstand des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen vertreten hat (GKV-Spitzenverband). Gernot Kiefer skizzierte die Pläne der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die ambulante Versorgung der nächsten Jahre. Dabei ist eine Modernisierung der GKV beabsichtigt. Die drei Schlüsselbegriffe waren: Kooperation, Koordination und Kommunikation. Damit wird erkennbar, dass die GKV die Probleme der komplexen Versorgung (und damit auch der ALS-Versorgung) grundsätzlich kennt.
Problematisch ist die Umsetzung von einer theoretischen Erkenntnis in die praktische Realisierung. In der Realität werden die genannten Aspekte (Kooperation, Kommunikation und Koordination) bisher nicht (!) vergütet. Vor diesem Hintergrund ist die Benennung der genannten Zielstellung bereits als positiv zu werten. Im gleichen Zusammenhang plant die GKV, mehr Projekte der integrierten Versorgung zu finanzieren. Das AmbulanzPartner-Konzept (als Verknüpfung von ärztlicher Behandlung, Hilfs- und Heilmittelkoordination, Medikamenten- und Pflegemanagement) bietet sich für eine integrierte Versorgung bei der ALS an.
Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt der GKV ist die spezialärztliche Versorgung als dritter Versorgungssektor neben der Krankenhausbehandlung und vertragsärztlichen Versorgung (niedergelassene Haus- und Fachärzte). Die Finanzierung einer spezialärztlichen Versorgung (zu der die ALS-Behandlung ohne Zweifel gehört) ist eine gesundheitspolitische Neuausrichtung, die perspektivisch für die ALS-Versorgung unterstützend ist. Weitere Entwicklungslinien der GKV sind die Förderung von Telematik und Informationstechnologie und von Wettbewerb im Gesundheitssystem.
Insgesamt ist die veränderte Ausrichtung der Gesundheitsversorgung für Menschen mit ALS positiv zu bewerten. Diese Änderungen sind dringend erforderlich. An dieser Stelle dämpfte Gernot Kiefer die Erwartungen, indem er einen Änderungsprozess von mehreren Jahren in Aussicht gestellt hat.