Das dänische Arzneimittelunternehmen Orphazyme führte in Kooperation mit europäischen und amerikanischen ALS-Zentren eine plazebo-kontrollierte Studie mit dem Medikament Arimoclomol durch (ORARIALS-Studie).
Die Ergebnisse der ORARIALS-Studie wurden am 7. Mai 2021 von Orphazyme in einer Pressemitteilung kommuniziert. Die Datenanalyse der Arimoclomol-Behandlung über 76 Tage erbrachte keine statistisch signifikanten Hinweise auf eine Verbesserung des Krankheitsverlaufes (anhand der ALS-Funktionsskala, ALS-FRS), das Überlebens oder der Atemfunktion (SVC-Untersuchung). Leider konnte damit das Ziel in der Studie nicht erreicht werden. An der Studie nahmen 29 Studienzentren in 12 Ländern (USA und Europa) teil. Insgesamt wurden 245 ALS-Patienten mit dem Medikament unter Studienbedingungen behandelt.
An der ALS-Ambulanz der Charité sowie weiteren Studienzentren in Deutschland (Ulm, Hannover, Jena) haben Patientinnen und Patienten mit ALS zur Durchführung der ORARIALS-Studie beigetragen. Unabhängig vom negativen Ergebnis der Studie gebührt allen Beteiligten (Patienten, Angehörige, Mitarbeiter der ALS-Ambulanzen, Studienorganisation) unser Dank und Respekt bei der Realisierung dieser klinischen Studie.
Pressemitteilung von Orphazyme: https://orphazyme.gcs-web.com/news-releases/news-release-details/orphazyme-announces-topline-data-pivotal-trial-arimoclomol
Über die abgeschlossene ARIMOCLOMOL-STUDIE
Patienten mit der gesicherten Diagnose einer ALS wurden eingeladen, an der klinischen Studie mit Arimoclomol teilzunehmen. Die klinische Untersuchung wurde als Placebo-kontrollierte und doppel-blinde Studie durchgeführt. Für die Arimoclomol-Studie wurden die folgenden Einschlusskriterien definiert (Auswahl):
Maximale Krankheitsdauer von 18 Monaten (Zeitraum vom Beginn von Lähmungen oder einer Sprechstörung bis zum Einschluss in die Studie).
≥ 34 Punkte auf der ALS Funktionsskale (ALS-FRSr)
≥ 80 Prozent der Vitalkapazität (SVC, Slow Vital Capacity)
Neben diesen Kernkriterien wurden weitere Ein- und Ausschlusskriterien durch die Studienorganisation festgelegt worden, die während einer Studienvisite individuell geprüft wurden (Screening-Visite). Nach einem erfolgreichen Screening zur Studie wurde eine Studienteilnahme ermöglicht. Die Studienteilnahme beinhaltet die tägliche Einnahme von 6 Tabletten (2 Tabletten jeweils morgens, mittags und abends). Die einzunehmenden Tabletten beinhalteten entweder das Prüfpräparat oder Placebo. Die sonstigen ALS-Medikamente (Riluzol) wurden unverändert eingenommen.
Die Studie wurde über einen Zeitraum von 76 Wochen realisiert. Dazu waren insgesamt 10 Visiten in der Ambulanz erforderlich, die zeitlich mit den „regulären“ Terminen in der ALS-Ambulanz kombiniert werden konnten. Hinzu kamen 10 zusätzliche Telefonvisiten. Die Studienvisiten werden in der ALS-Ambulanz durchgeführt und umfassten verschiedene Messungen (Kraftprüfung, Messung der SVC, EKG, Laboruntersuchungen und Befragungen).
Über Arimoclomol:
In einer vorangegangenen Studie mit Arimoclomol bei Patienten mit einer genetischen Form der ALS (SOD1-Mutationen) ergaben sich Hinweise auf eine Krankheitsverlangsamung durch das Medikament. Die Krankheitsprogression, die anhand der ALS-Funktionsskala (ALS-FRS) ermittelt wird, konnte in der Arimoclomol-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Behandlung reduziert werden. Ein Stillstand der Erkrankung durch Arimoclomol konnte in keinem Fall erreicht werden. Arimoclomol gehört zur Gruppe der krankheitsmodifizierenden Medikamente, die auf eine Verlangsamung der Krankheitsprogression abzielen.
Arimoclomol gehört zur chemischen Gruppe der Chaperon-Aktivatoren. Molekulare Chaperone sind natürlich vorkommende Moleküle des menschlichen Körpers, die für den Abbau von Protein- und Zellresten verantwortlich sind. Bei der ALS kommt es zu einer unerwünschten Anreicherung von spezifischen Eiweißen (Proteinaggregation von TDP-43, SOD-1 und FUS), die im Verdacht stehen, die Neurodegeneration bei der ALS zu verursachen oder zumindest zu begünstigen. Die Therapiestrategie bei Arimoclomol bestand darin, dass die Proteinaggregation bei der ALS oder damit im Zusammenhang stehende Krankheitsprozesse verlangsamt werden. Das Medikament wurde vor mehr als 15 Jahren in den USA entwickelt und zunächst in Tiermodellen der ALS getestet. Es folgten erste klinischen Studien beim Menschen (Phase 2) und die Übernahme der Entwicklungsarbeiten durch das dänische Arzneimittelunternehmen Orphazyme mit Sitz in Kopenhagen.
Publikationen über Arimoclomol: