Ab sofort wird eine klinische Studie zur Untersuchung eines neuartigen Verfahrens der Muskeluntersuchung an unserer Ambulanz durchgeführt (Studie GSK-NOG113531). Diese Studie dient der Vorbereitung einer zukünftigen Arzneimittelstudie des pharmazeutischen Unternehmens GlaxoSmithKline (GSK). GSK hat ein innovatives Medikament entwickelt, das einen Antikörper gegen das Eiweiß Nogo-A darstellt. Die Entwicklung und Testung des Nogo-A-Antikörpers geht auf eine grundlagenwissenschaftliche Untersuchung bei der ALS zurück, die eine erhöhte Konzentration von Nogo-A im Muskelgewebe von ALS-Patienten zeigt. Dabei wird vermutet, dass Nogo-A die Verbindungsstelle zwischen den Nervenfasern und der Muskulatur („neuromuskuläre Endplatte“) beeinträchtigt. Aufgrund dieser Beobachtung könnte eine Hemmung von Nogo-A durch einen pharmazeutisch hergestellten Antikörper ein therapeutischer Ansatz sein, um den Abbauprozess von Nerven und Muskelgewebe bei der ALS zu vermindern. Diese Hypothese wird durch erste Untersuchungen im ALS-Mausmodell unterstützt, in dem der Nogo-A-Antikörper zu einer Symptomverlangsamung und einer Überlebensverlängerung führte.
Die Untersuchung von Nogo-A als Biomarker der ALS ist für das Grundverständnis der ALS-Erkrankung sowie die Planung der zukünftigen Wirksamkeitsstudie mit dem Nogo-A-Antikörper von elementarer Bedeutung. Die Untersuchung von Nogo-A in der Muskulatur ist nach dem bisherigen Erkenntnisstand nur durch eine offene Muskelbiopsie etabliert. Dabei wird nach einem kleinen Hautschnitt eine geeignete Muskelfaser freigelegt, und eine kleine, etwa erbsengroße Gewebeprobe der Muskulatur entnommen. Dieser minimal-invasive Eingriff wird von einem Chirurgen in einem separaten ambulanten Termin durchgeführt. In der laufenden Biopsiestudie (NOG113531) soll untersucht werden, ob mit einem geringer intensiven Biopsieverfahren der Stanzbiopsie gleichwertige Ergebnisse zur offenen Biopsie erreicht werden können. Diese Frage hat eine wesentliche Bedeutung für die Vorbereitung der geplanten Arzneimittelstudie, da das therapeutische Ansprechen während der Wirksamkeitsstudie in jedem Fall durch eine Nogo-A-Untersuchung im Muskel kontrolliert werden soll. Zur Vermeidung von zusätzlichen Belastungen durch eine offene Muskelbiopsie stellt sich die Frage, ob die Stanzbiopsie eine offene Biopsie ersetzen oder zumindest die Anzahl der offenen Muskelbiopsien reduzieren kann. Mit der Teilnahme an der Muskelbiopsiestudie tragen Sie dazu bei, grundlagenwissenschaftliche Fragestellungen zur Bedeutung von Nogo-A bei der ALS zu klären und zugleich eine Wirksamkeitsstudie mit dem Nogo-A-Antikörper vorzubereiten.
Visite 1 | Voruntersuchung |
Visite 2 | Biopsie-Tag (innerhalb von 28 Tagen nach der Voruntersuchung)
|
Visite 3 | Nachuntersuchung (7-14 Tage nach der Visite 2) |
Visite 4 | Biopsie-Tag (4 oder 6 Monate nach der ersten Biopsie)
|
Visite 5 | Nachuntersuchung (7-14 Tage nach der Biopsie) |
- Brief über stationäre oder ambulante Diagnostik, in dem die Diagnose einer ALS gestellt wird
- der letzte zur Verfügung stehende Befundbericht durch einen Arzt oder eine neurologische Klinik
- Medikamentenübersicht
Studienbezogene Anfragen vor oder während der klinischen Studie sind über die folgenden Kontaktpersonen in unserer Ambulanz möglich:
- Dorit Straßenburg, Study Nurse, Tel. 030-450 66 04 68, E-Mail: [email protected]
- Kerstin Krause, Study Nurse, Tel. 030-450 66 00 23, E-Mail: [email protected]
- Teresa Holm, Prüfärztin, Tel. 030-450 560132, E-Mail: [email protected]
- Prof. Dr. Thomas Meyer, Leiter der klinischen Prüfung, Tel. 030-450 56 01 32, E-Mail: [email protected]
Seit Mai 2009 wird eine erstmalige Anwendung beim Menschen mit Verabreichung des Antikörpers bei ALS-Patienten überprüft (Studie NOG111330). Bei dieser Studie wird die Verträglichkeit des Nogo-A-Antikörpers bei ALS-Patienten überprüft. Die Anzahl der Studienteilnehmer bei der Erstanwendung ist zu gering, um zuverlässige Rückschlüsse auf eine potentielle Wirksamkeit des neuen Medikamentes zu ziehen. Im Fall einer hinreichenden Verträglichkeit des Nogo-A-Antikörpers beim Menschen wird dort bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine Wirksamkeitsstudie mit dem Nogo-A-Antikörper vorbereitet. Bisher ist unbekannt, ob das Eiweiß Nogo-A in der Muskulatur von ALS-Patienten ein zuverlässiges Anzeichen für den Krankheitsprozess darstellt und damit als „Biomarker“ fungieren kann.